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Schimmel und Gesundheit

Kein Haus ist bislang durch Schimmel zusammengebrochen. Trotzdem ist Schimmel in Wohnungen und Häusern in aller Munde. Warum ist das so? Wie bei Asbest hat man erkannt, dass eine hohe Schimmelbelastung eine Gefahr für die Gesundheit darstellen kann.

Wie stark diese Gefährdung im Einzelfall ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab und nicht immer kann ein kausaler Zusammenhang zwischen einem Schimmelpilzvorkommen und gesundheitlichen Beschwerden hergestellt werden.



Gefährdet sind vor allem Kinder, die bereits an Asthma erkrankt sind und in einer feuchten und/oder mit Schimmel befallenen Wohnung aufwachsen. Hier konnte eine eindeutige Verschlimmerung der Symptome auf die Belastung mit Schimmelpilzen nachgewiesen werden.


Ähnliches gilt für Erwachsene mit bestehenden Asthma- und Atemwegserkrankungen. D.h. besonders Kinder, aber auch Erwachsene mit einem bereits geschwächten Immunsystem sind gefährdet, auf Schimmelbefall zu reagieren.

Mit entscheidend ist hierbei die Exposition, d.h. wie lange sind die Bewohner direkt einem Schimmelbefall ausgesetzt. Eine Langzeitexposition bedeutet hierbei z.B. mehr als eine Stunde am Tag, Kurzeitexposition entsprechend weniger als eine Stunde pro Tag und sporadisch höchstens 5- max. 15 Minuten pro Tag.



Diese Exposition ist, neben dem Ausmaß des Schimmelbefalls, ein entscheidender Faktor, um einzuschätzen, ob Sofortmaßnahmen ergriffen werden sollten. Im Zweifel sollte hier ein Fachmann zur Erkennung und Bewertung von Schimmelpilzschäden befragt werden.

Schimmelpilzschäden sind immer mit Feuchteschäden jeglicher Art verbunden. Bei Feuchteschäden wachsen aber nicht nur Schimmelpilze, sondern auch Bakterien und andere Kleinlebewesen wie Milben. Es können unterschiedliche Stoffwechselprodukte wie z.B. Allergene, Endotoxine, Toxine, β-Glucane, MVOCs (Microbial Volatile Organic Compounds) oder auch Bruchstücke von Mikroorganismen austreten.


Welche dieser oder anderer Komponenten im konkreten Fall eine gesundheitliche Wirkung auf betroffene Personen ausübt, ist meistens nicht bekannt und auch nur schwer feststellbar.

Welche Wirkungen können Schimmelpilze auf Menschen nun im Einzelnen haben?



1. Allergische Reaktionen

Eine bekannte Reaktion des Körpers auf eine Schimmelpilzbelastung, sei es durch Sporen oder Myzelbruchstücke, ist das Auftreten von Allergien. Es kommt vor, dass Ärzte eine solche Sensibilisierung feststellen und so dem Patienten zu einer Schimmeluntersuchung in seiner Wohnung raten. Das Problem ist, dass bei weitem nicht alle Schimmelpilzarten allergologisch nachgewiesen werden können und dass die Allergietests oft nur typische Außenluftkeime erfassen. Zu dem sind Allergien auf Milbenkot (ca. 20%) und Baumpollen (ca. 30%) in der Bevölkerung erheblich öfters anzutreffen als Sensibilisierungen gegenüber Schimmel. Diese liegen bei ca. 5% der Bevölkerung vor. (Untersuchungen schwanken zwischen 3 und 10% der Beteiligten). Eine Schimmeluntersuchung nach der Empfehlung eines Arztes sollte man durchführen, muss aber nicht zu einem ein-deutigen Ergebnis kommen, dass eine evtl. gefundene Schimmelbelastung nicht auch gleichzeitig für die entsprechende Sensibilisierung verantwortlich sein muss. Die Schimmelsanierung ist aber in jeden Fall sinnvoll.


Bei Patienten, die bereits an einer Schimmelpilzallergie leiden, reichen ggf. kleine Konzentrationen wie z.B. 100 Sporen/Kubikmeter Alternaria alternata um eine allergische Reaktion hervorzurufen. Auch hier ist es aber kaum möglich, eindeutig festzustellen, ob diese Reaktion durch eine Belastung von innen oder von außen hervorgerufen wird.

Allergien entstehen so, dass der Körper erst durch ein sogenanntes Antigen (Fremdstoffe wie Pollen, Schimmelsporen, Milbenkot etc.) sensibilisiert wird. Beim Typ-I Allergie erzeugt das adaptive Immunsystem Immunglobulin-E-Antikörper (IgE). Eine Sensibilisierung ist noch keine Erkrankung. Wenn der Körper erneut mit dem Antigen konfrontiert wird, kann es dann zu den typischen Krankheitsbildern wie Schnupfen, Niesen, Husten etc. kommen.


2. Toxische und Reizende Wirkungen

Seltener als allergische Reaktionen treten Reizende, toxische und geruchliche Wirkungen bei Schimmelbefall auf. Reizende und toxische Wirkungen sind fast ausschließlich in produktionstechnisch belasteten Arbeitsplätzen beobachtet worden. Für die toxischen und Reizauslösenden Substanzen, wie Endotoxine, Mykotoxine, MVOC, PAMP gibt es noch keine standardisierten Mess- und Erfassungsmethoden sowie Bewertungsmaßstäbe. Deshalb werden sie bei Schimmeluntersuchungen in der Regel nicht berücksichtigt.

Was sind das für Stoffe? Endotoxine sind Bestandteile der Zellwände von gramnegativen Bakterien. In hohen Konzentrationen können sie toxische Wirkungen verursachen, wie Endzündungsreaktionen auf die Bindehäute, die Haut oder seltener auf die Schleimhaut der Nase und der oberen Atemwege. Mykotoxine sind Stoffwechselprodukte von bestimmten Schimmelpilzgattungen. Nicht jede Schimmelpilzart erzeugt Mykotoxine. In Innenräumen war die bisher gemessene Konzentration an Mykotoxinen nicht so hoch, dass sie akute toxische Wirkungen ausgelöst hätte. Für Wechselwirkungen mit anderen biogenen Substanzen gibt es jedoch Hinweise.


Das, was Menschen am ehesten wahrnehmen und am feinsten die Schimmelhunde in geringster Konzentration sind die sogenannten MVOCs. Das sind Gemische flüchtiger organischer Verbindungen wie z.B. Alkohole, Terpene, Ketone, Ester und Aldhyde, die sowohl von Schimmelpilzen als auch von Bakterien gebildet werden. Gesundheitliche Auswirkungen sind bei den geringen Konzentrationen nicht zu erwarten. Es gibt noch keine Erkenntnisse, welche Folgen eine langfristige Exposition auf die Menschen hat, d.h. was passieren kann, wenn man sich über einen langen Zeitraum MVOCs ausgesetzt wird.


3. Infektionen

Infektionen durch Schimmelpilze werden Mykosen genannt. Am bekanntesten ist die Aspergillose, am häufigsten hervorgerufen durch Aspergillus fumigatus. Solche Infektionen treten in Innenräumen aber nur äußert selten auf vor allem bei älteren Menschen mit Anfälligkeit für Atemwegserkrankungen und stark immungeschwächten Patienten. Ein gesundes Immunsystem schützt schon ab dem Kleinkindalter in der Regel den Körper vor Mykosen.


Hinweis: Diese Information zeigt einen Überblick über gesundheitliche Aspekte und Auswirkungen eines Schimmelpilzbefalls im Wohnraum auf die Bewohner. Es ersetzt auf keinen Fall, eine ärztliche Untersuchung und Konsultation.

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